Hannover braucht ein queeres Jugendzentrum

CDU spricht sich auf Haushaltsklausur für die finanzielle Förderung aus

CDU-Ratsfraktion berät den Doppelhaushalt 2019/20 (Foto: Sven Alexander van der Wardt)
CDU-Ratsfraktion berät den Doppelhaushalt 2019/20 (Foto: Sven Alexander van der Wardt)
Eine eigene Einrichtung, eine Art Jugendzentrum für junge Lesben und Schwule, Bisexuelle, Trans und Intergeschlechtliche (LSBTI) – mit dieser Idee trat der Andersraum e.V. vor der Haushaltsdebatte an die hannoverschen Ratsfraktionen heran. Bei einem Queeren Jugendkongress im September und einer Anhörung im Rat im Oktober brachten zunächst Jugendliche und dann erwachsene Experten den Kommunalpolitikern die Pläne und die Notwendigkeit näher. Auch die LSU sprach sich deutlich für die Einrichtung eines queeren Jugendzentrums aus und bat die CDU-Ratsfraktion, diesem Votum zu folgen.

Auf ihrer Haushaltsklausur diskutierte die CDU-Ratsfraktion den Antrag, dem Andersraum e.V. Zuwendungen in Höhe von 55.000 Euro als Anschubfinanzierung zur Einrichtung eines queeren Jugendzentrums durch die Stadtverwaltung zur Verfügung zu stellen. Strittig war zunächst, ob mit einer solchen Einrichtung nicht genau die Ausgrenzung erfolge, die man doch eigentlich vermeiden wolle. Doch es wurde sehr schnell deutlich, dass es dieser geschützten Räume bedarf. „Andere gesellschaftliche Gruppen haben auch ihre Rückzugsorte: Die Kirchen haben ihre Gemeindehäuser und sogar wir als CDU haben ja unsere Geschäftsstelle in der Walderseestraße“, sagte Ratsherr Felix Semper mit einem Augenzwinkern an seine Fraktionskollegen gewandt.

„Die CDU muss die sich wandelnden Lebenswirklichkeiten anerkennen“, appellierte Ratsfrau Georgia Jeschke an die Fraktion. „Es steht einer modernen Großstadt wie Hannover gut zu Gesicht, ein solches Zentrum einzurichten“, sagte Ratsherr Maximilian Oppelt und sein Kollege Thomas Klapproth ergänzte: „Hannover hat damit im ganzen norddeutschen Raum ein Alleinstellungsmerkmal.“

[Update 13.11.2018]: Der Jugendhilfeausschuss der Landeshauptstadt Hannover hat in seiner heutigen Sitzung dem Antrag der CDU-Fraktion zugestimmt, den Zuwendungsantrag des Andersraum e.V. zur Einrichtung eines queeren Jugendzentrums in voller Höhe von 55.000 Euro zu unterstützen. Das hannoversche Ampel-Bündnis aus SPD, Grünen und FDP hatte zuvor eine geringere Förderung von 50.000 Euro, gesplittet auf zum einen den Etat des Jugendhilfe- und des Gleichstellungsausschusses, vorgeschlagen.

Warum ein queeres Jugendzentrum?

Braucht Hannover ein queeres Jugendzentrum? 43 Jugendliche sagen: ja. Beim ersten queeren Jugendkongress in Hannover, organisiert vom Andersraum e.V., haben die jungen Menschen herausgearbeitet, was ein solches Zentrum leisten und wie es aussehen sollte. Im Anschluss haben sie die Ergebnisse der Politik präsentiert — neben der LSU waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Grünen, der LINKEN und der PARTEI dabei.

Baulich unterscheidet sich ein queeres Jugendzentrum kaum von einem herkömmlichen: viele Sofas zum Chillen, Fernseher, ein Diskoraum, eine Küche zum gemeinsamen Kochen, Gruppenräume... Doch zwei Besonderheiten waren den Jugendlichen wichtig: Es braucht Toiletten für alle, nicht getrennt nach Männlein und Weiblein. Und: Es soll einen Fitness-Raum geben, der besonders Trans Jugendlichen einen geschützten Raum zum Muskelaufbau bieten soll – jenseits musternder Blicke oder falscher Umkleideräume. Das muss ein queeres Jugendzentrum in erster Linie sein: ein geschützter Raum, der freie Entfaltung und auch Beratung und Begleitung ermöglicht.

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